Prof. Dr. Michael Markert

Designbasics, Interaction & Digital Transformation

Statement

Wir befinden uns in einem Transformationsprozess technologischer Entwicklungen, der nicht nur individuelle, sondern auch globale gesellschaftliche Auswirkungen hat. Von großem Interesse sind dabei die durch mobile Technologien ermöglichten sozialen Handlungsräume in hybriden öffentlichen Räumen. Der hybride kybernetische Raum ist nicht nur digitaler Raum, sondern tritt in der Überlagerung mit physikalischen Objekten — von Smartphones bis hin zu elektronisch gesteuerten, tangiblen Objekten — als augmentierter hybrider Raum in Erscheinung, der den physischen Raum, dessen Rezeptionsqualitäten und die Handlungsmöglichkeiten in (öffentlichen) Räumen erweitert. Die Wahrnehmung der Umgebung als Interaktionsraum ermöglicht neue systematische Ansätze, da es gilt, mehr als zwei oder drei Dimensionen in der künstlerischen und gestalterischen Artikulation mit zu berücksichtigen. Ein Forschungsschwerpunkt ist das Kybernetische Interaktionsdesign. Hierzu gehören Apparaturen, die nicht nur visuell, sondern auch auditiv, haptisch usw. mit dem menschlichen Körper interagieren sowie deren Einfluss auf menschliches Verhalten in hybriden Räumen.

Ob physisches oder virtuelles Produkt: Interaktionen benötigen Schnittstellen, die anzeigen, informieren sowie Ein- und Ausgaben ermöglichen. Dabei ist Interaktion nicht nur als Mensch-Maschine-Interaktion zu verstehen, sondern auch als Mensch-Maschine-Mensch und maschinenbasierte Mensch-Mensch-Interaktion. Die Interaktion mit einem Küchenradio stellt genauso wie die Interaktion mit einer Küchenradio-App auf einem Smartphone, unterwegs auf einer Straße, ein gestaltetes Verhalten dar. Allerdings beinhaltet letzteres Beispiel zusätzlich zu räumlichen und zwischenmenschlichen Aspekten auch soziale und sicherheitstechnische. Wie wir uns in privaten und öffentlichen Räumen verhalten, wird von sozialen, ethischen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren bestimmt.

Die Verbindung von Technik, Handlung und Verhalten kann mit systemtheoretischen Ansätzen und ethnografischen Forschungsmethoden untersucht und weiterentwickelt werden. Auch übergeordnete Interaktionsmodelle und -systeme sollen erkannt, klar formuliert und gestaltet sein und durch klares und auf wesentliches reduziertes Design vermittelt werden. Oft verbirgt sich in der Nutzung des Werkzeugs Technologie die Gefahr einer Überhöhung rein technischer Machbarkeiten, bei der inhaltliche Konzeptionen in den Hintergrund treten. So ist nicht nur die Kompetenz wichtig, Ideen prototypisch umzusetzen, sondern auch die praktische Evaluierung und aktuelle Bestandsaufnahme verfügbarer Technologien. Die bewusste Gestaltung von interaktiven Produkten und Services kann zusammen mit Methoden des User Centered Design oder des User Experience Design über den Erfolg eines Produktes entscheiden.

Die Bereitstellung einer kreativitätsfördernden Atmosphäre und Umgebung auf gleicher Augenhöhe, die Vermittlung und Förderung künstlerischer und medialer Relevanz, klarer Konzeption, interdisziplinärer Teamarbeit, eigenständigem Antrieb, guter Selbstdarstellung und Mut zu außergewöhnlichen Ideen sind ebenso wichtig wie eine Vermittlung wissenschaftlicher, technischer und ästhetischer Grundlagen. Hierzu gehören auch Grundlagen der Gestaltung und Wahrnehmung sowie eine empirische Evaluierung objektivierbarer Gestaltung durch generative Gestaltungsprozesse. Die Erstellung und Nutzung generativer Software ist ein mögliches Werkzeug zukünftiger Künstler und Gestalter und erfordert selbstreflektierende kuratorische Fähigkeiten. Der Fokus liegt hier auf objektivierbaren und bewusst getroffenen, subjektiven, künstlerisch-ästhetischen Entscheidungen und der Vermittlung von fachlichen Kompetenzen bei Präsentation und gestalterischer Argumentation.

Beruflicher Werdegang

  • seit 2020: Professor Designbasics, Interaction & Digital Transformation an der Fakultät Design der Hochschule Coburg
  • 2020: Dr. phil. Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar
  • 2015 – 2017 und 2019 – 2020: Vertretungsprofessor Interface Design, Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar
  • 2016 – 2017: Studiengangsprecher Medienkunst/Mediengestaltung, Bauhaus-Universität Weimar
  • 2019: Digital Unit Senior Manager, Branding Healthcare, Weimar
  • 2016: Lehrbeauftragter Universität der Künste UdK Berlin
  • 2016: Lehrbeauftragter Burg Giebichenstein, Halle
  • 2009 – 2015: Künstlerischer Mitarbeiter Bauhaus-Universität Weimar
  • 2014: Gastprofessor University at Buffalo, State University of New York. Departments of Media Arts and Architecture
  • 2009: Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Grafik Design / Visuelle Kommunikation der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
  • 2008: Künstlerischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Künstlerische Konzeption / Kunst im öffentlichen Raum der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
  • 2009: Diplom postgrad. Kunst und öffentlicher Raum der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
  • 2006 – heute: Freiberufliche Tätigkeit als freischaffender Medienkünstler
  • 2003: Diplom Kommunikationsdesign der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg
  • 1998 – 2006: Freiberufliche Tätigkeit als Kommunikationsdesigner